[Interview] Aussergewöhnliche Fragen an Daisy Swan
Hallo meine lieben Leserinnen und LeserHeute durfte ich ein wenig mit Daisy Swan plaudern. Sie schreibt spezielle, erotische Literatur, doch nicht nur darüber haben wir gesprochen. Wen dieses Interview anspricht, versorge ich wie immer am Ende des Posts mit allen nötigen Links. Daisy ist Mitte zwanzig, Studentin und lebt momentan in Wien. "17 Forever" ist in der Ich-Perspektive geschrieben und definitiv keine 0815-Story.
Seit wann schreibst
du?
Natürlich seit ich es gelernt habe ;) Spaß beiseite. Ich
glaube mein erstes „Buch“ habe ich mit 10 oder 11 auf meinem Collegeblock
geschrieben, damals in den Fashingsferien. Es hatte ganze 20 Seiten und war
eine Liebesgeschichte mit viel Action. Das waren auf jedenfall die best
verbrachten Ferien ever :)
Als ich 12 war, hat sich meine Familie den ersten Computer
gekauft und da habe ich dann die eine oder andere Geschichte getippt, aber es
kam nie wirklich etwas dabei raus.
Seit 2009, da war ich mit der Schule fertig, schreibe ich
mit dem erklärten Ziel, es der Öffentlichkeit zu zeigen. Zuerst habe ich auf
Foren meine Geschichten veröffentlicht, das ist natürlich klasse, weil man da,
sobald man mal ein paar Leser hat, sofort Feedback bekommt und das Kapitel für
Kapitel. Da kam es dann gar nicht zu Grübeleien oder Schreibblockaden, sondern
man hat jeden Tag weitergeschrieben. Das hat mich dann dazu beflügelt, mich mal
wieder an einem Roman zu versuchen, den ich unbedingt fertigschreiben wollte.
Drei Jahre später war er das dann auch, aber er braucht immer noch extrem viel
Überarbeitung. Zwischendrin hatte ich auch ständig neue Ideen für andere Bücher
und eine dieser Ideen war Lizzys Geschichte.
Wie bist du zum
Schreiben gekommen?
Das kann ich gar nicht so genau sagen, es lag mir glaube
ich schon immer Blut, Geschichten zu erzählen. Als ich noch nicht schreiben
konnte, habe ich mir auch schon Geschichten ausgedacht und die mir abends
erzählt, wenn ich nicht schlafen konnte. Ich kann mich auch noch gut daran
erinnern, dass ich in jedes Freundebuch bei „Traumberuf“ Schriftstellerin
geschrieben habe. Ich glaube, wenn ich nicht schreiben würde, würde ich
wahnsinnig werden, weil so viele merkwürdige Gedanken in meinem Kopf
herumspuken und nicht rauskönnen.
Ich denke aber, ich wäre niemals zum Schreiben gekommen,
wenn ich nicht schon immer viel gelesen hätte. Meine Mutter hat mir auch immer
viel vorgelesen, außerdem hatte ich tausende Hörspielkasetten. Wenn man eine
Geschichte nur hört bzw. liest, statt sie zu sehen, wie in einem Film, wird die
Imagination angeregt, finde ich, weil man sich ja im Kopf vorstellt, was gerade
beschrieben wird. Ich kann also nur sagen: Lest euren Kindern vor, wenn ihr
welche habt. Aber seid dann nicht böse, wenn sie statt Anwalt oder Arzt
Schriftsteller werden und nichts verdienen...
Ist 17 Forever dein
erster Roman?
Der erste, der veröffentlicht wurde, ja. Der erste, den
ich geschrieben habe? Nein. In meiner Schublade liegt ein fertiges Manuskript,
das überarbeitet gehört, aber mir fehlt dazu einfach die Zeit und die Muse. Im
Moment muss ich mich mit anderen Ideen beschäftigen. Manche Geschichten
brauchen einfach Zeit, bis sie fertig sind. Wie ein guter Wein. Andere sind
dafür schneller fertig und ich glaube auch, dass man sich nicht aussuchen kann,
wofür man gerade Inspiration findet. Ich jedenfalls kann das nicht. Ich habe
ein paar Freundinnen, die mein erstes Manuskript gelesen haben und mich bei
jeder Möglichkeit nerven, wann ich das endlich fertig mache, die dann genervt
stöhnen, wenn ich sage, ich arbeite gerade an etwas anderem. Mir wäre es auch
lieber, ich würde eins nach dem anderen machen können, aber dann wäre Lizzy
heute noch nicht erschienen. Dann weiß ich nicht, ob ich nicht längst die Lust
am Schreiben verloren hätte. Ich mag es, dass ich da die Freiheit habe, zu
schreiben, was ich gerade will.
Wie hast du ihn
veröffentlicht?
17 Forever ist eine Novelle und weil es kein Roman mit
anständiger Länge ist, habe ich das Buch bis jetzt nur als Ebook
veröffentlicht. Ich will für knappe 100 Seiten keine Bäume töten. Wenn Teil 2
rauskommt, dann werde ich einen Doppelband anbieten, der dann auch als
Druckwerk erscheint. Ich habe mich für den Distributor Bookrix entschieden,
weil meine Bücher dann nicht nur bei Amazon sondern auch bei vielen anderen
Shops erhältlich sind, zum Beispiel Thalia, Apple und so weiter.
Das Veröffentlichen war das einfachste an der Sache. Im
Vorfeld habe ich natürlich Betaleser gehabt, die mir bei der Fertigstellung des
Manuskripts geholfen haben und schlussendlich hatte ich auch eine großartige
Lektorin. Mein Cover konnte ich nicht selbst designen, da ich keinerlei
Fähigkeiten mit Photoshop und Co habe und selbst wenn ich viel geübt hätte,
wäre es niemals so gut geworden, wie das Cover das ich jetzt habe. Ich kann
mich an dieser Stelle nur nochmal bei Casandra Krammer bedanken!
Natürlich musste ich auch meine Facebookseite und meinen
Blog selbst aufziehen, aber das stört mich nicht im Geringsten. Trotzdem ist es
eine große Arbeit, die nicht unterschätzt werden sollte. Das alles sollte
jeder, der ein Buch veröffentlichen will, bedenken.
Die eigentliche Arbeit kommt aber erst nach der
Veröffentlichung, denn die beste Werbung für ein Buch ist schließlich ein
zweites zu schreiben. Ich habe auch keineswegs vor, mich auf meinen Lorbeeren
auszuruhen,
Was hat sich seit
der Veröffentlichung von deinem ersten Roman verändert?
Ich gehe das Schreiben irgendwie etwas entspannter an.
Mein großes, erklärtes Ziel war ja, etwas zu veröffentlichen und das habe ich
jetzt hinter mich gebracht. Jetzt kann ich sterben. Haha, Spaß beiseite, bevor
ich gehe, will ich noch einige Geschichten zu Papier bringen. Bei Lizzy war ich
teilweise echt verbissen, habe meine Lektorin terrorisiert und mir konnte
nichts schnell genug gehen. Jetzt ist es irgendwie entspannter. Natürlich habe
ich jetzt Leser, die nicht meine Freunde sind und die mich wegen dem Buch und
nicht wegen sozialer Konvention fragen, wann Teil 2 rauskommt. Bevor noch
weitere Fragen entstehen: Ich hoffe, Teil 2 wird diesen Winter fertig und ich
kann ihn im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres hochladen. Aber das natürlich alles
mit Vorbehalt, denn es kommt ja auch der NaNoWriMo und das ist dann auch ein
Buch, das bearbeitet werden muss.
Ich habe auch weniger Angst als vorher. Ich habe schon so
viele positive Rückmeldungen zu 17 Forever bekommen, ich kann's gar nicht
glauben. Ich hatte erwartet, ich finde vielleicht eine winzige Zielgruppe und
kann mich glücklich schätzen. Jetzt habe ich 4,5Sterne im Schnitt auf Amazon
und ich dachte, ich müsse alle meine Freunde mobilisieren, damit ich überhaupt
Reviews bekomme, die meisten dieser Rezensionen waren allerdings unaufgefordert
und von Menschen, die ich gar nicht kenne. Das pusht unheimlich. Ich hatte am
Anfang Angst, dass ich nur 1*-Rezis bekomme und habe mir deswegen vorgenommen,
keine Reviews zu lesen. Klar, die 1*-Rezensenten und Hater können immer noch
kommen – aber ich weiß jetzt, dass es auch Leute gibt, denen mein Buch gefällt.
Ich sehe das Schreiben jetzt auch mit jedem Tag mehr als
Business und nicht als zeitintensives Hobby. Ich habe immer noch andere Götter
neben dem Schreiben, nämlich das Studium und meine Gesundheit. Ich bin nicht
der aufopfernde Künstler, der tagelang nicht schläft und Kaffee intravenös konsumiert,
bis er ins Krankenhaus kommt. Ich verfolge auf Facebook einige dieser
Artgenossen, die dann stolz ein Foto von sich im Spital posten. „Schaut her,
was ich nicht alles für die Kunst mache!“ - „Ich habe 5 Kilo in einer Woche
verloren weil ich das Essen vor lauter Kreativität vergessen habe!“ Geht bei
mir einfach nicht. Ich brauche Schlaf, um zu funktionieren, denn in meinem Job
habe ich viel mit Menschen zu tun und denen möchte ich eine unausgeschlafene
Daisy nicht zumuten. Außerdem habe ich so viele Ideen, dass ich noch möglichst
lange leben will und da muss ich einfach auf meinen Körper achten. Und auf mein
Studium, das ich auch irgendwann einmal erfolgreich abschließen möchte. Auch
wenn es nicht zu glauben ist, schaffe ich es in diesem Wirrwarr aus
Verpflichtungen auch noch, eine Beziehung zu führen, Freunde zu haben und zu
treffen etc. Ich versuche jetzt jeden Tag fixe Zeiten fürs Schreiben
einzuplanen, fixe Zeiten für Werbung (dazu gehört auch Bloggen, Social
Networks, Kontakt zu anderen Bloggern etc.) und ich versuche, wenigstens einmal
im Monat ordentlich Recherche zu betreiben. Bei Lizzy findet man genug
Informationen in Biografien von Musikern und Groupies, Dokus, Filmen und im
Internet. Aber darüber lesen reicht nicht, man muss auch ab und zu einfach mal
auf ein Konzert gehen und die Atmosphäre dort erleben, um das dann überzeugend
schreiben zu können. Außerdem liest Lizzy ja gerne Klassiker (also alles, was
wir in der Schule lesen mussten, liest sie freiwillig), da decke ich meinen
Kindle regelmäßig mit solchen Sachen ein. Im Moment lese ich Venus im Pelz.
Außerdem sollte ich als Vampir- und Erotikautorin auch wissen, wo der „Feind“
steht, also lese ich auch viel in beiden Genres und bin immer auf der Suche
nach Büchern, wo beides vermischt wird. Ich sehe andere Autoren aber nicht als
Feinde ;) Ich lese jetzt auch einige Schreibratgeber, weil ich natürlich immer
bessere Bücher schreiben will.
Wie ist deine
Meinung zu alternativen Veröffentlichungsarten (Book on demand, Ebooks,
Selbstverlag)?
Ich finde es super, dass wir jetzt in einer Welt leben, in
der das so einfach geht. Selbstverlag gab es ja schon immer, auch Goethe und
Schiller haben im Selbstverlag veröffentlicht, aber heute ist es einfacher und
vor allem billiger. Book on Demand gibt es jetzt ja auch schon seit einigen
Jahren, Ebook-Dienste sind relativ neu. Auf dem Selbstverlag haftet immer noch
ein hartnäckiges Stigma. Klar, je einfacher es wird, desto mehr Leute
veröffentlichen ihr Buch viel zu früh, mit etlichen Rechtschreibfehlern, einer
unlogischen oder langweilen Geschichte und ohne ein gescheites Cover. Ganz
ehrlich, ich bin froh, dass es diese Möglichkeiten noch nicht gab, als ich ein
Teenager war. Ich hätte sicherlich ein schlechtes Manuskript veröffentlicht und
wäre dafür verrissen worden und ich würde schon lange nicht mehr schreiben,
deswegen. Wenn man ohne Verlag veröffentlichen will, muss man eben trotzdem die
ganzen Arbeitsschritte durchlaufen, wie Lektorat und Covergestaltung.
Ich verstehe auch Leute, die einen Verlag wollen. Ein
Verlag nimmt einem schon eine Menge Arbeit ab und man kann sich eher aufs
Schreiben konzentrieren.
Ich bin aber ein ziemlicher Kontrollfreak, was das angeht,
ich will alles, was mein Buch betrifft, selbst machen. Die Sachen, die ich
nicht machen kann, wie Lektorat und Cover, habe ich natürlich ausgelagert und
Leute dafür bezahlt, dass sie das machen. Auch um Werbung muss ich mich
natürlich selbst kümmern, aber ganz ehrlich – und dafür werden mich viele
hassen – müsste ich das als Verlagsautor auch. Ich kenne einige Autoren, die
bei einem Verlag sind und ihre Lesungen selbst organisieren und finanzieren,
ihre Facebookseite, Homepage, etc. allein und ohne Hilfe vom Verlag betreuen
müssen und wenn ihr Buch überhaupt in einer Buchhandlung ausliegt, dann nicht
auf den großen Tischen in der Mitte des Ladens, sondern ein oder zwei Exemplare
irgendwo in einem Regal. Und dafür nehmen sie in Kauf, dass sie pro verkauftem
Exemplar nur ein paar Cent bekommen. Ich versteh aber auch das, denn ein Verlag
hat auch nur ein gewisses Werbebudget und kann nicht jeden Autoren gleich
vermarkten. Was ich aber auch sehe, ist das viele Verlage gar keine
deutschsprachigen Autoren im Programm haben, sondern lieber die Rechte von
Büchern kaufen, die in den USA geschrieben und verkauft werden. Das ist
natürlich ein super Weg, weil man da schon fast eine Garantie hat, dass das
Buch auch bei uns gut läuft. Ist trotzdem schade für alle deutschen Autoren.
Natürlich wäre es am allerbesten, bei einem großen Verlag unterzukommen, aber
die Chancen stehen da eher schlecht. Die meisten großen Verlage akzeptieren oft
keine eingesendeten Exposés und Manuskripte. Wahrscheinlicher ist es, bei einem
kleinem Verlag unterzukommen was natürlich auch einige Vorteile hat (z.B. haben
solche Verlage ein viel kleineres Programm und dein Buch wird eher ins
Rampenlicht gerückt), aber diese kleinen Verlage haben eine geringe Reichweite,
sie bringen ihre Bücher oft nicht in die Buchhandlung und haben auch ein
verschwindend kleines Werbebudget.
Ich lese auch immer wieder diese „Erfolgsgeschichten“ bei
denen Selfpublishing als der letzte Ausweg beschrieben wird: „Autorin XY wurde
von keinem Verlag angenommen und nun hat sie ihr Buch auf KDP hochgeladen! Erst
JETZT wurde Verlag XY auf sie aufmerksam und sie hat heute ihren Vertrag für
eine Buchreihe unterschrieben.“ So kann man's natürlich auch machen,
selfpublishen und dann hoffen, dass es doch noch was wird. Ist gut,
Dornröschen, schlaf weiter, ich nehme in der Zeit mein Glück selbst in die
Hand.
Ich habe mein Manuskript gar nicht an irgendwelche Verlage
geschickt, sondern lieber gleich selbst veröffentlicht.
Wie bist du auf
Vampire gekommen?
Ich fand Vampire schon ziemlich lange cool. Ich kann mich
auch noch gut an ein Buch erinnern, das meine Mutter 2 oder 3mal aus der
Bibiothek ausborgen musste, weil es mir so gut gefallen hat. Das waren
Helloween-Geschichten für Kinder und da wurde trotzdem schon gemordet und
gesaugt, was das Zeug hielt. Ich fand die Geschichte ziemlich cool, in der ein
Mann eine mysteriöse Frau trifft, die ihn dann vergiftet und als er tot ist,
zum Vampir verwandelt. Ich glaube normale Kinder hätten da sicher nicht
schlafen können, aber ich fand das total romantisch. Da gab es auch eine
Geschichte mit einer Krankenschwester, die Vampir ist und im Krankenhaus
arbeitet, weil die Diabetiker so leckeres, süßes Blut haben. Anfang der 90er
kam ja auch „Interview mit einem Vampir“ als Film ins Kino und ich habe da
immer den Trailer im Fernsehen gesehen und gar nicht so Recht gewusst, wie das
gehen sollte, dass ein Journalist eine Figur aus einem Buch interviewt. Ich war
einfach noch zu klein, um zu verstehen, dass auch der Journalist nur eine
Erfindung ist.
Filme wie Underworld kamen ja raus, als ich noch ein
bisschen zu jung war dafür und es war dann unheimlich spannend trotz der
Altersfreigabe ins Kino zu gehen (ich wurde im Kino nie kontrolliert). Ich
dachte auch, dass ich vielleicht mal was über Vampire schreibe. Aber irgendwie
waren Vampire ja ziemlich uncool in den 90ern und 2000ern. Den Twilight Hype
habe ich gar nicht richtig mitbekommen, bis dann ein Freund (ja, männlich und
hetero) aus den USA zurückkam und mir die Bücher gab. Ich muss ganz ehrlich
sagen, mein Fall waren die Bücher nicht, aber als Autorin lästert man nicht
über andere Autoren, vor allem nicht, wenn sie so super-erfolgreich sind wie
Meyer.
Seit ich Urban Fantasy lese (das fällt lustigerweise auch
auf 2009), habe ich Vampire in allen möglichen Facetten gesehen und wusste dann
auch, dass sie ziemlich cool sein können. Man muss aber dazu sagen, dass Lizzy
aus mehreren Geschichten zusammengewerkelt wurde, die ich alle nur als
Nebenprojekte laufen hatte. Und in 3 davon war die Hauptperson ein Mensch und
da war auch sonst nichts paranormales dran. Aber mir ist dann schnell
aufgefallen, dass ich mich wirklich nur in Genres wohlfühle, in denen es
übernatürlich zugeht. So sind die Geschichten zusammengeschmolzen und Lizzy
wurde ein Vampir und ich bin echt froh über die Entscheidung. Die endgültige
Entscheidung, diese Geschichten zusammenzufassen, geschah übrigens 2011 als ich
alle „My Blood Approves“-Teile von Amanda Hocking gelesen habe. Da dachte ich,
ja, das mit den Vampiren könnte klappen. Und da habe ich mich dann auch
entschieden, selbst zu publizieren.
Wieviel von dir steckt in der Protagonistin von 17 Forever?
Oh, das ist eine böse Frage, denn Lizzy ist ja ein
ziemlich versautes Mädchen ;) Irgendwie liegt bei einem Ich-Erzähler immer die
Vermutung nahe, dass der Autor über sich selbst schreibt. Sogar Autorenkollegen
glauben das und schreiben deswegen immer in der 3. Person. Das stimmt natürlich
nicht immer, jedenfalls kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, dass Lizzy und ich
uns sehr wohl unterscheiden. Ich könnte allerdings auch keine Geschichte aus
der Sicht einer Person schreiben, die mir komplett unähnlich ist. Aber
normalerweise manifestiert sich ein Charakter durch eine Stimme im Kopf und das
ist meistens eine sehr deutliche Stimme, die anders klingt als meine eigenen
Gedanken. Ich bin jemand der Emotionen liebt und deswegen lass ich meine
Charaktere Gefühle durchlaufen, die mir zum Beispiel komplett fremd sind, weil
ich anders gestrickt bin oder nie Vergleichbares erlebt habe. Lizzy ist zum
Beispiel jemand, die eher weniger eifersüchtig ist. Ab einem gewissen Grad wird
sie zwar schon eifersüchtig, aber sie ist ziemlich gelassen bei manchen Dingen,
bei denen ich komplett ausrasten wurde.
Wir haben auf jeden Fall einige Gemeinsamkeiten, unsere
Liebe zur Musik und anspruchsvoller Literatur, das Bloggen und die Möglichkeit,
sich richtig, richtig arg für etwas zu begeistern. Irgendwie sind wir beide auf
unsere eigene Art „nerdig“, weil wir uns gerne ein Thema suchen, für das wir
dann schwärmen und das einen Großteil unserer Freizeit einnimmt. Bei Lizzy sind
das definitiv Musiker, bei mir eher Serien, Filme und Bücher. Und Geschichte.
Lizzy ist mit Absicht mit ihren Interessen etwas von der
Norm abweichend. Sie ist weder supertoll, wunderhübsch, das beliebte
Cheerleader in der Schule, nein, sie ist in der Schule eher unbeliebt, hat
keinen Traumkörper und hört nicht Radio. Sie ist aber auch kein Mauerblümchen,
denn trotz allem ist sie ein hübsches Mädchen (und weiß das auch), kleidet sich
aber anders als die anderen, ist nicht schüchtern und hat gerne Sex. Das war
nämlich auch etwas, was mich am Erotikgenre gestört hat. Entweder die Heldin
ist wunderschön und toll, eine knallharte Businessfrau, die aber ihre
Wochenenden ans Bett gefesselt und erniedrigt verbringt, oder sie ist ein
totales Mauerblümchen von dem keiner denkt, dass sie sich Freitag Abends in
eine Domina verwandelt. Gähn! Ich wollte einfach eine Heldin haben, die keinem
Stereotyp entspricht.
Wer durfte als
erstes dein fertiges Manuskript lesen?
S. ist meine treue Erstleserin und sie bekommt das
Manuskript immer als erstes, manchmal sogar, bevor es fertig ist. Sie ist sehr
kritisch, aber auch sehr begeistert. Sie liest, glaube ich um die 100 Bücher im
Jahr. Einmal kam sie mich besuchen (sie lebt in Deutschland) und das erste, was
sie sagte, war, „Ich muss in eine Buchhandlung!“, weil sie auf der
mehrstündigen Fahrt einen 800-Seiten-Schmöker verschlungen hat und nun nichts
mehr für Rückfahrt hatte. Ich kann das einerseits verstehen, weil ich selbst so
gerne lese, andererseits muss ich auch den Kopf schütteln, weil ich ein sehr
langsamer Leser bin. Die Leute, die einen Teil von Harry Potter innerhalb von
ein paar Stunden auslesen, waren mir schon immer suspekt. Selbst wenn ich ein
Buch nicht weglegen kann, brauch ich meistens ein paar Tage dafür, denn ich
muss ja auch irgendwann arbeiten oder schlafen. Außerdem lese ich wirklich
jedes Wort und überfliege einen Satz nicht nur, um mir dann die Bedeutung im
Kopf zusammenzupuzzeln, während ich schon den nächsten lese.
Zurück zu S. Da sie so viel liest, hat sie auch
Verständnis, wie ein Buch aufgebaut sein muss, ohne dass sie selbst schreibt.
Sie ist sehr ordentlich und mag Struktur. Ich vernachlässige das oft, wenn ich
schreibe, denn ich habe nicht immer eine Outline parat und da kann es schonmal
passieren, dass Dinge einfach nicht klar sind. Da hilft sie mir. Zum Beispiel
dachte ich, Lizzys innerer Konflikt mit ihrer Familie (Wie soll sie ihren
Eltern sagen, dass sie über Nacht ein Vampir wurde? Auch wenn sie gerade erst
unsterblich geworden ist, wird ihr schnell klar, dass sie ihre Eltern überleben
wird. Das ist ja etwas, was alle Kinder einmal durchmachen müssen, aber ich
glaube, nicht viele machen sich im Alter von 18 darüber Gedanken) würde in
einem Monolog abgehandelt sein. S. meinte dazu: „Krass, wie gefühlskalt Lizzy
ist! Sie muss ihre Eltern ja ziemlich hassen.“ Da bin ich fast in Ohnmacht
gefallen, weil das war auf keinen Fall meine Intention, dass der Leser Lizzy
als gefühlskalt wahrnimmt. S. Ist da immer eine große Hilfe, vor allem ist sie
auch sehr ehrlich und manchmal knallhart. Wenn ich nicht weiter weiß, reicht es
oft, wenn ich mich kurz mit ihr unterhalte und dann weiß ich wieder weiter.
Leider sehen wir uns viel zu selten!
Wo schreibst du am
liebsten?
Auch wenn das Klischeehaft klingt, bei Starbucks und
neuerdings auch gerne bei Subway. Ich brauche einen Snack, ein gutes Getränk
und ein wenig Rauschen um mich herum, wenn ich schreibe. Daheim würde ich nicht
viel zu Papier bringen, ehe ich die Simpsons anschalte.
Was ist deine
Lieblingsjahreszeit?
Ich kann eigentlich jeder Jahreszeit etwas Positives
abgewinnen, außer dem Sommer. Ich hasse Hitze und Sonne. Mein Körper ist
einfach nicht dafür gemacht, glaube ich. Ich kann trinken so viel ich will und
trotzdem spielt mein Kreislauf verrückt. Leider kann man ja nie genau sagen,
wann und wie lange die Hitzewille kommt. Letztes Jahr kam sie erst Mitte August
und dieses Jahr begann es schon im Juni und dauerte bis Anfang September. Und
dann gibt es die Leute, die sagen, auf dem Land sei es besser. Ich merke keine
Veränderung, egal, wo ich gerade bin, ich würde am liebsten den ganzen Tag im
Keller herumhängen. Am schlimmsten sind aber noch die Menschen, die das ganze
Jahr in Strichjacke herumlaufen und bei 35° meinen, „Jetzt wird’s erst richtig
angenehm“ oder die Leute die jubeln „Das Wetter ist so geil!“ Und ich weise sie
darauf hin, dass wir nicht am Strand liegen, sondern arbeiten, darauf höre ich
dann: „Ja, es ist aber trotzdem super, gehen wir nach der Arbeit in der Donau
schwimmen!“ Ich habe das einmal gemacht. Das Wasser war lauwarm. Ich bin dann
traurig nach Hause geschlurft und habe eiskalt geduscht. Gerade in der
Hitzewille hatte meine arme Lektorin 17 Forever.
Der Frühling ist einfach super, weil es im Winter in Wien
leider immer sehr grau wird. Alle tragen schwarze Mäntel, der Schnee ist auch
nicht weiß sondern schwarz und der Himmel ist auch immer trüb. Im Frühling wird
die Welt dann wieder bunt.
Das mag ich auch am Herbst, wenn die Blätter golden
werden. Es ist meistens noch angenehm warm, man kann draußen sein, ohne sofort
einen Kollaps zu erleiden und niemand schaut mich dumm an, wenn ich Stiefel zum
Minirock trage.
Und der Winter ist sowieso eine tolle Jahreszeit, auch
wenn ich dieses Jahr schon angezweifelt habe, ob er überhaupt noch naht. Es ist
vor allem unterhaltsam, weil ganz Wien verrückt spielt. Auf dem Land stellen
sich die Leute den Wecker etwas früher, um Zeit zum einheizen und Schnee
schippen zu haben. In Wien friert man, weil der Vermieter die Heizung nicht
aufgedreht hat und natürlich kommt der erste Schnee immer total überraschend,
nämlich so überraschend, dass alle Autos eingeschneit sind, niemand mehr weiß,
wo die Fahrspur ist, weil die Pfeile am Asphalt auch weiß sind und alle Züge,
Ubahnen und Co kommen viel zu spät. Und dann fährt man am Wochenende raus aufs
Land, wo der Schneepflug rechtzeitig kommt und alles ist schön und weiß. Das
Essen ist nicht zu vergessen, ich liebe den Winter wegen seinem Punsch, seinen
Maroni und der ganzen Schokolade.
Viel Spass beim Stöbern in den Links!
Eure Tintenhexe
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