[Interview] Christa S. Lotz spricht über ihre historischen Romane und das Schreiben
Hallo ihr LiebenWieder einmal durfte ich ein Interview mit einer Autorin führen. Christa S. Lotz schreibt historische Romane, die in ihrer Heimat Baden-Würtemberg spielen, was mich besonders interessiert, weil ich da Verwandte habe und immer wieder durch dieses Bundesland fahre. Das Bild zeigt Christa in ihrer Heimat und das Cover eines ihrer Bücher.
Wie wird man von der
Sozialpädagogin zu einer Autorin von historischen Romanen?
Es gab immer schon zwei
hervorragende Leidenschaften in meinem Leben: Eine ist die für alles
Psychologische, die andere ist das Schreiben. Neben Gedichten und Tagebüchern schrieb ich
Märchen, Essays, Kurzgeschichten und Zeitungsartikel. Mein erster Roman ist weniger aus beruflichem
als aus Freizeit- Interessen entstanden. Mein Partner und ich sind viel
unterwegs, haben das ganze Land Baden-Württemberg und andere Regionen erkundet-bis
hin in die Toskana, nach Spanien und Südfrankreich. Der erste Roman entstand
bei einer Wanderung in Bad Urach auf der schwäbischen Alb. Es ist ein
biografischer Roman über den Dichter Eduard Mörike, der lieber schreiben als
Pfarrer sein wollte. Dieses Buch „Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht“ habe
ich im August 2012 selbst noch einmal als E-Book publiziert.
Lebst du vom Schreiben
oder arbeitest du nebenbei noch?
Ich habe nie aufgehört, in
meinem Beruf als Betreuerin und Begleiterin psychisch erkrankter Menschen zu
arbeiten. Dadurch, dass ich halbtags arbeite, blieb mir immer genügend Zeit zum Schreiben. Und es gibt mir
auch die Freiheit und die Sicherheit, meine Ideen zu verwirklichen, ohne mich
zusätzlich um den Brötchenerwerb kümmern zu müssen.
Woher kommen die Ideen für
deine Romane?
Die Ideen fliegen mir zu,
wenn ich unterwegs bin. Jede Reise, jeder Ausflug war und ist gleichzeitig eine
Recherchereise. Diese Einfälle kommen auch beim Lesen historischer Texte, bei
Museumsbesuchen und bei der Erkundung von Kirchen, Burgen, Schlössern und
mittelalterlichen Städten. Bei dem Psychokrimi, den ich letztes Jahr
fertiggestellt habe,
war es eine wahre
Begebenheit, ein Mord, der in einem Dorf in der Nähe geschah. Die Figuren des
Krimis sind ebenfalls der Realität nachempfunden, einige tragen durchaus Züge
von Menschen, mit denen ich gearbeitet habe.
Welche Genres liest du
privat? Nutzt du sie zur Inspiration oder helfen sie dir, dein eigenes Projekt
für eine Weile zu vergessen?
Privat lese ich am liebsten
Krimis und Thriller, aber weniger gern Kommissar-Reihen und Serienkiller als
psychologisch fundierte Romane. Der Stil ist mir genauso wichtig wie der
Spannungsbogen und die Stimmigkeit von Figuren und Geschichte. Sie helfen mir
tatsächlich, meine eigenen Projekte zwischendurch zu vergessen, inspirieren
mich aber natürlich auch unbewusst. Dann lese ich gern Romane aus dem 19.
Jahrhundert, historische Texte und Sachbücher wie „Westwegs“ von Johannes
Schweikle oder Manuel Andracks „Gesammelte Wanderabenteuer“.
Wer darf deine
Romanentwürfe als erstes lesen?
Bei den ersten Romanen hatte
ich eine Reihe von Testlesern, die mir wertvolle Rückmeldungen gaben.
Inzwischen ist es nur noch ein einziger Testleser, der mich schon viele Jahre
begleitet, logische und stilistische Fehler aufdeckt und mir auch bei der
Erstellung der E-Books hilft.
Wie sieht der Werdegang
eines Romans von dir vom ersten Buchstaben bis zum Erscheinungsdatum aus? Wie
lange dauert dieser Prozess in etwa?
Nehmen wir mal den letzten, der
erschienen ist, „Die Köchin und der Kardinal“. Ich hatte mich mit dem
Astronomen Johannes Kepler und seiner Mutter, die als Hexe angeklagt wurde,
beschäftigt. Mein damaliger Agent griff das Thema auf, und ich entwickelte aus
seinen wenigen einfühlsamen Anregungen den Roman und schrieb ihn im Jahr 2012
zu Ende. Im August des Jahres habe ich ihn abgegeben. Im folgenden April fand
das Lektorat statt, am 24. Juni 2013 erschien der Roman. Vom ersten Buchstaben
bis zum Erscheinungsdatum vergingen also ca. ein Jahr und vier Monate.
Deine Romane spielen stets
in deiner nächsten Umgebung, nur vor sehr langer Zeit. Hast du schon mal mit
dem Gedanken gespielt, einen Ausflug zu unternehmen? Zum Beispiel zu den
Piraten? Oder nach Indien? Und dort in die Vergangenheit einzutauchen?Drei meiner Romane spielen in
einer entfernteren Umgebung: „Die Nonne und die Hure“ ist in Venedig
angesiedelt, „Die Hure und der Mönch“ in Florenz. Beide Städte hatte ich schon
vorher besucht, kannte also den Duft der Kanäle und der alten Mauern. Das
musste ich nur mit dem historischen Ambiente in Verbindung bringen. „Die
Pilgerin von Montserrat“ spielt nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in
Südfrankreich, Spanien,
dem nahen Osten und in Wien.
Den nahen Osten habe ich allerdings nicht bereist, das hätte mein Budget bei
weitem überstiegen. Zu den modernen Piraten in Somalia oder in Fernost würde
ich nicht reisen wollen, auch nicht nach Indien. Es gab da eher mal die Idee,
einen Roman in Hamburg und in Argentinien anzusiedeln. Hamburg kenne ich sehr
gut, ebenfalls Frankfurt. Nach
Argentinien bin ich schon einmal gereist und dort mehrere Monate bei
Verwandten gewesen.
Liest du deine
Rezensionen? Wie reagierst du auf negative Kritiken?
Ja, ich lese meine
Rezensionen, und positive Kritiken sind natürlich ein Motivationsfaktor ersten
Ranges. Negative Kritik tut immer erst mal ein bisschen weh. Aber bei
fundierten Kritiken lerne ich eine ganze Menge und verbessere dadurch mein
Schreiben. Völlig sinnlos sind für mich Rezensionen wie „Ich gebe nur einen
Punkt, weil ich keine Zeit hatte, das Buch zu lesen.“
Wirst du oft von fremden
Menschen auf deine Bücher angesprochen?
Bei den ersten Büchern wurde
ich ständig von anderen angesprochen, aber mehr von Bekannten als von fremden
Menschen. Im Laufe der Zeit habe ich weniger darüber geredet, und desto
seltener wurde ich gefragt. Eigentlich habe ich mich in den letzten Jahren nur
noch mit anderen Autoren, mit meinem Ex-Agenten und mit Lektoren ausgetauscht.
Arbeitest du mit
Buchbloggern zusammen? In welcher Form? Wie siehst du hier die Erfolgschancen
für Autoren?
Ich bin niemals selbst an
Buchblogger herangetreten, weil ich weiß, wie sehr sie mit Anfragen
überschüttet werden. Dagegen habe ich öfter mal gesehen, dass meine Bücher von
Buchbloggern besprochen wurden. Und über deine Anfrage habe ich mich besonders
gefreut! Bei dem Wörtchen „Erfolgschancen“ kommt es auf die Definition an. Die
Chance sehr viele Bücher zu verkaufen, sind erstmal wohl geringer. Aber es ist
eine Chance, bekannter zu werden, ein Graswurzelmarketing in Gang zu setzen.
Welche Kanäle nutzt du
sonst zur Vermarktung deiner Bücher?
Bisher sind alle Bücher von
Verlagen vermarktet worden. Sie lagen auf Stapeln in den Buchhandlungen oder
standen im Regal. Es gab auch Sonder-Werbeaktionen wie „Buch des Monats“ bei
Karstadt oder einen Weihnachts-Sondertisch. Da könnte ich natürlich nicht
mithalten. Zusätzlich habe ich die Bücher in meinem Blog, bei Twitter und
Facebook beworben, aber nicht direkt, sondern eher, indem ich eine Art „Marke“
aufgebaut habe. Meine E-Books bewerbe ich ebenfalls in meinen Blogs und durch
Rabattaktionen. Wichtig ist es, dass sie öfter mal in den Topp 100 auftauchen,
um überhaupt gesehen zu werden. Die Verschenkaktion meines ersten E-Books
brachte zwar Tausende von Downloads in nur zwei Tagen, trug aber kaum etwas zu
den Verkäufen bei.
Was erscheint als Nächstes
von dir?
Im Juni erscheint mein E-Book
„Teufelswerk“, das im Jahr 2011 als Printausgabe eines kleinen Verlages
veröffentlicht wurde, unter dem Titel „Das Vermächtnis des Bischofs“. Davon
wird es auch keine weitere Printausgabe geben, weil ich nur die E-Bookrechte
habe. Was dann als Nächstes erscheint, ist noch offen. Wahrscheinlich ist es
der Schwarzwälder Psychokrimi „Martinsmorde“ bei einem Verlag oder als selbst
publiziertes E-Book. Im letzteren Fall bräuchte ich dann noch eine Designerin
für das Cover, einen guten Lektor und ein Korrektorat. Dabei sehe ich
optimistisch in die Zukunft, denn Autoren sind der Kern des Buchbetriebes und
werden es bleiben, egal, wohin sich das Ganze noch entwickeln wird.
Hier kommt ihr zu Christas Autorenseite beim Aufbau-Verlag.
Eure Tintenhexe
Herzlichen Dank noch mal für das Interview und die Rezension von "Die Köchin und der Kardinal"!
AntwortenLöschenGrüße aus dem Schwarzwald von
Christa
Hallo Christa
LöschenGerne geschehen!
Dein zweites Buch liegt noch bei den ungelesenen aber wenn das schlechte Wetter so weitermacht, dann nicht mehr lange!!
LG