[Interview] Christa S. Lotz spricht über ihre historischen Romane und das Schreiben

15:13 Unknown 2 Kommentare

Hallo ihr Lieben

Wieder einmal durfte ich ein Interview mit einer Autorin führen. Christa S. Lotz schreibt historische Romane, die in ihrer Heimat Baden-Würtemberg spielen, was mich besonders interessiert, weil ich da Verwandte habe und immer wieder durch dieses Bundesland fahre. Das Bild zeigt Christa in ihrer Heimat und das Cover eines ihrer Bücher.


Wie wird man von der Sozialpädagogin zu einer Autorin von historischen Romanen?
Es gab immer schon zwei hervorragende Leidenschaften in meinem Leben: Eine ist die für alles Psychologische, die andere ist das Schreiben. Neben  Gedichten und Tagebüchern schrieb ich Märchen, Essays, Kurzgeschichten und Zeitungsartikel.  Mein erster Roman ist weniger aus beruflichem als aus Freizeit- Interessen entstanden. Mein Partner und ich sind viel unterwegs, haben das ganze Land Baden-Württemberg und andere Regionen erkundet-bis hin in die Toskana, nach Spanien und Südfrankreich. Der erste Roman entstand bei einer Wanderung in Bad Urach auf der schwäbischen Alb. Es ist ein biografischer Roman über den Dichter Eduard Mörike, der lieber schreiben als Pfarrer sein wollte. Dieses Buch „Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht“ habe ich im August 2012 selbst noch einmal als E-Book publiziert.

Lebst du vom Schreiben oder arbeitest du nebenbei noch?
Ich habe nie aufgehört, in meinem Beruf als Betreuerin und Begleiterin psychisch erkrankter Menschen zu arbeiten. Dadurch, dass ich halbtags arbeite, blieb mir immer  genügend Zeit zum Schreiben. Und es gibt mir auch die Freiheit und die Sicherheit, meine Ideen zu verwirklichen, ohne mich zusätzlich um den Brötchenerwerb kümmern zu müssen.

Woher kommen die Ideen für deine Romane?
Die Ideen fliegen mir zu, wenn ich unterwegs bin. Jede Reise, jeder Ausflug war und ist gleichzeitig eine Recherchereise. Diese Einfälle kommen auch beim Lesen historischer Texte, bei Museumsbesuchen und bei der Erkundung von Kirchen, Burgen, Schlössern und mittelalterlichen Städten. Bei dem Psychokrimi, den ich letztes Jahr fertiggestellt habe,
war es eine wahre Begebenheit, ein Mord, der in einem Dorf in der Nähe geschah. Die Figuren des Krimis sind ebenfalls der Realität nachempfunden, einige tragen durchaus Züge von Menschen, mit denen ich gearbeitet habe.

Welche Genres liest du privat? Nutzt du sie zur Inspiration oder helfen sie dir, dein eigenes Projekt für eine Weile zu vergessen?
Privat lese ich am liebsten Krimis und Thriller, aber weniger gern Kommissar-Reihen und Serienkiller als psychologisch fundierte Romane. Der Stil ist mir genauso wichtig wie der Spannungsbogen und die Stimmigkeit von Figuren und Geschichte. Sie helfen mir tatsächlich, meine eigenen Projekte zwischendurch zu vergessen, inspirieren mich aber natürlich auch unbewusst. Dann lese ich gern Romane aus dem 19. Jahrhundert, historische Texte und Sachbücher wie „Westwegs“ von Johannes Schweikle oder Manuel Andracks „Gesammelte Wanderabenteuer“.

Wer darf deine Romanentwürfe als erstes lesen?
Bei den ersten Romanen hatte ich eine Reihe von Testlesern, die mir wertvolle Rückmeldungen gaben. Inzwischen ist es nur noch ein einziger Testleser, der mich schon viele Jahre begleitet, logische und stilistische Fehler aufdeckt und mir auch bei der Erstellung der E-Books hilft.

Wie sieht der Werdegang eines Romans von dir vom ersten Buchstaben bis zum Erscheinungsdatum aus? Wie lange dauert dieser Prozess in etwa?
Nehmen wir mal den letzten, der erschienen ist, „Die Köchin und der Kardinal“. Ich hatte mich mit dem Astronomen Johannes Kepler und seiner Mutter, die als Hexe angeklagt wurde, beschäftigt. Mein damaliger Agent griff das Thema auf, und ich entwickelte aus seinen wenigen einfühlsamen Anregungen den Roman und schrieb ihn im Jahr 2012 zu Ende. Im August des Jahres habe ich ihn abgegeben. Im folgenden April fand das Lektorat statt, am 24. Juni 2013 erschien der Roman. Vom ersten Buchstaben bis zum Erscheinungsdatum vergingen also ca. ein Jahr und vier Monate.

Deine Romane spielen stets in deiner nächsten Umgebung, nur vor sehr langer Zeit. Hast du schon mal mit dem Gedanken gespielt, einen Ausflug zu unternehmen? Zum Beispiel zu den Piraten? Oder nach Indien? Und dort in die Vergangenheit einzutauchen?Drei meiner Romane spielen in einer entfernteren Umgebung: „Die Nonne und die Hure“ ist in Venedig angesiedelt, „Die Hure und der Mönch“ in Florenz. Beide Städte hatte ich schon vorher besucht, kannte also den Duft der Kanäle und der alten Mauern. Das musste ich nur mit dem historischen Ambiente in Verbindung bringen. „Die Pilgerin von Montserrat“ spielt nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Südfrankreich, Spanien,
dem nahen Osten und in Wien. Den nahen Osten habe ich allerdings nicht bereist, das hätte mein Budget bei weitem überstiegen. Zu den modernen Piraten in Somalia oder in Fernost würde ich nicht reisen wollen, auch nicht nach Indien. Es gab da eher mal die Idee, einen Roman in Hamburg und in Argentinien anzusiedeln. Hamburg kenne ich sehr gut, ebenfalls Frankfurt. Nach  Argentinien bin ich schon einmal gereist und dort mehrere Monate bei Verwandten gewesen.

Liest du deine Rezensionen? Wie reagierst du auf negative Kritiken?
Ja, ich lese meine Rezensionen, und positive Kritiken sind natürlich ein Motivationsfaktor ersten Ranges. Negative Kritik tut immer erst mal ein bisschen weh. Aber bei fundierten Kritiken lerne ich eine ganze Menge und verbessere dadurch mein Schreiben. Völlig sinnlos sind für mich Rezensionen wie „Ich gebe nur einen Punkt, weil ich keine Zeit hatte, das Buch zu lesen.“

Wirst du oft von fremden Menschen auf deine Bücher angesprochen?
Bei den ersten Büchern wurde ich ständig von anderen angesprochen, aber mehr von Bekannten als von fremden Menschen. Im Laufe der Zeit habe ich weniger darüber geredet, und desto seltener wurde ich gefragt. Eigentlich habe ich mich in den letzten Jahren nur noch mit anderen Autoren, mit meinem Ex-Agenten und mit Lektoren ausgetauscht.

Arbeitest du mit Buchbloggern zusammen? In welcher Form? Wie siehst du hier die Erfolgschancen für Autoren?
Ich bin niemals selbst an Buchblogger herangetreten, weil ich weiß, wie sehr sie mit Anfragen überschüttet werden. Dagegen habe ich öfter mal gesehen, dass meine Bücher von Buchbloggern besprochen wurden. Und über deine Anfrage habe ich mich besonders gefreut! Bei dem Wörtchen „Erfolgschancen“ kommt es auf die Definition an. Die Chance sehr viele Bücher zu verkaufen, sind erstmal wohl geringer. Aber es ist eine Chance, bekannter zu werden, ein Graswurzelmarketing in Gang zu setzen.

Welche Kanäle nutzt du sonst zur Vermarktung deiner Bücher?
Bisher sind alle Bücher von Verlagen vermarktet worden. Sie lagen auf Stapeln in den Buchhandlungen oder standen im Regal. Es gab auch Sonder-Werbeaktionen wie „Buch des Monats“ bei Karstadt oder einen Weihnachts-Sondertisch. Da könnte ich natürlich nicht mithalten. Zusätzlich habe ich die Bücher in meinem Blog, bei Twitter und Facebook beworben, aber nicht direkt, sondern eher, indem ich eine Art „Marke“ aufgebaut habe. Meine E-Books bewerbe ich ebenfalls in meinen Blogs und durch Rabattaktionen. Wichtig ist es, dass sie öfter mal in den Topp 100 auftauchen, um überhaupt gesehen zu werden. Die Verschenkaktion meines ersten E-Books brachte zwar Tausende von Downloads in nur zwei Tagen, trug aber kaum etwas zu den Verkäufen bei.

Was erscheint als Nächstes von dir?
Im Juni erscheint mein E-Book „Teufelswerk“, das im Jahr 2011 als Printausgabe eines kleinen Verlages veröffentlicht wurde, unter dem Titel „Das Vermächtnis des Bischofs“. Davon wird es auch keine weitere Printausgabe geben, weil ich nur die E-Bookrechte habe. Was dann als Nächstes erscheint, ist noch offen. Wahrscheinlich ist es der Schwarzwälder Psychokrimi „Martinsmorde“ bei einem Verlag oder als selbst publiziertes E-Book. Im letzteren Fall bräuchte ich dann noch eine Designerin für das Cover, einen guten Lektor und ein Korrektorat. Dabei sehe ich optimistisch in die Zukunft, denn Autoren sind der Kern des Buchbetriebes und werden es bleiben, egal, wohin sich das Ganze noch entwickeln wird.

Ich habe mich sehr über das Interview mit Christa gefreut und freue mich auch schon, euch ihre Werke vorzustellen. Wer sich ebenfalls für das Genre der historischen Romane, aber auch für die regionalen Gebiete von Baden Württemberg interessiert, soll doch unbedingt mal bei Christa vorbeischauen!

Hier kommt ihr zu Christas Autorenseite beim Aufbau-Verlag.


Eure Tintenhexe

2 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank noch mal für das Interview und die Rezension von "Die Köchin und der Kardinal"!

    Grüße aus dem Schwarzwald von
    Christa

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    1. Hallo Christa

      Gerne geschehen!
      Dein zweites Buch liegt noch bei den ungelesenen aber wenn das schlechte Wetter so weitermacht, dann nicht mehr lange!!

      LG

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