[Interview] Katharina Gerlach ist in jedem Genre daheim

13:52 Unknown 2 Kommentare


Wenn man durch dein Portfolio scrollt findet man über fünf verschiedene Genres. Wie kommt es dazu?
Echt, so viele? Ich bin halt vielseitig interessiert. ;-)
OK, die Antwort ist vielleicht etwas zu kurz, als hier die ausführlicherere. Ich bin mitten im Wald aufgewachsen und hatte Eltern, die auf jede meiner Fragen eine Antwort wußten oder wenigstens wussten, wo man nachsehen konnte. Dazu kamen drei Brüder, ähnlich wissbegierig wie ich, was zu einer Art Wettlauf wurde (wer findet's zuerst raus). Ich war auch einer jener Fraks, die gerne zur Schule gegangen sind.
Nach der Schule studierte ich Forst, ein Fach wo man neben den rein forstlichen Dingen in sehr vielen Bereichen gerade genug lernt, um überall mitreden zu können (Mathe, Bio, Chemie, BWL, Psychologie, Politik, Computerprogrammierung, Technik, Vermessung, Meteorologie und vieles mehr). Das war ideal für mich. Ich schob sogar noch ein Jahr Schottland zwischen Vordiplom und Diplom, um noch mehr zu lernen.
Tja, und seit es dann mit dem Schreiben ernst wurde, schlich sich immer wieder einiges von dem, was mich interessiert, in meine Geschichten. Ich tue mein Bestes, um es auf ein Minimum zu beschränken, aber ganz abstellen kann ich es nicht. Daraus resultieren diverse Genres und Geschichten, in denen es immer auch ein Stück reale Welt zu entdecken gibt.

Wie viele Prozent deiner Bücher mit Frauen in der Hauptrolle sind autobiografisch?
Eigentlich keines – oder alle, je nachdem wie man es sieht. Natürlich steckt viel von mir in meinen Figuren, aber ich verfüge auch über genügend Lebenserfahrung, um andere Leute, die mir über den Weg gelaufen sind zu „verwursten“. Eine Sache ist mir allerdings in allen meinen Büchern wichtig: eine starke Hauptfigur. Ich tue mich schwer, über Frauen zu schreiben, die andere Menschen für wertvoller halten als sich selbst. Wenn ich es doch einmal tue, dann entwickeln sie sich im Laufe der Geschichte zu Kämpferinnen. Ich bin keine Feministin, aber Kinder-Küche-Kirche als Lebensziel aller Frauen ist mir zuwider.

Wie lange schreibst du im Durchschnitt an deinen Büchern?
Bis Ende letzten Jahres brauchte ich ca. 2 Monate für eine Novelle bzw. 5 Monate für einen Roman (inkl. Überarbeitung). Im Augenblick schreibe ich, wann immer ich ein paar Minuten finde. Leider ist das nicht viel, denn mein neuer Enkel lässt mich kaum zur Ruhe kommen.

Welche Szene aus einem deiner Bücher würdest du gerne mal miterleben?
Also, im Prinzip habe ich alle miterlebt, denn sonst hätte ich sie nicht so schreiben können, wie ich es getan habe. Aber ich würde gerne einmal in der Realität sehen, wie sich ein Mensch in einen Drachen verwandelt (Feuerküsse). Ich denke, dass wäre extrem cool.

Mit welchem Charakter aus deinen Büchern würdest du eine Bank ausrauben?
Ich bin ein ehrlicher Mensch und würde daher keine Bank ausrauben (allerdings könnte ich mir vorstellen, mit einer Bande Nerls (Nebenfiguren in Waffenruhe) eine Bibliothek auszurauben, wenn ich anders nicht an Bücher käme).

Mit welchem in die Kiste hüpfen?
Geheimsache, da noch nicht fertig geschrieben :D

Du warst schon mal auf einer Buchmesse. Als Autorin oder Leserin oder beides? Was ist der Unterschied?
Ich war bereits als beides da, aber als Autorin hat es mir noch besser gefallen. Natürlich ist es bereits ein tolles Erlebnis, sich mit den Menschenmassen über die Messe zu schieben und die vielen Bücher zu entdecken, die es dort gibt. Aber von begeisterten Fans umlagert zu werden (wie es mir bei der letzten Leipziger Buchmesse passiert ist), ist einfach noch eine Klasse besser.

Du hast mir erzählt, dass dein erster Enkel zur Welt gekommen ist. Welches deiner Bücher soll er als erstes lesen?
Das kleine Gespenst Bodo und der Brief. Die andern 5 Folgen davon sind derzeit in Arbeit, so dass ihm der Lesestoff wohl so schnell nicht ausgehen wird.

Von welchem wirst du ihm nicht so schnell erzählen?
Victor's Wut und Regen für Juma (enthalten die einzigen beinahe Sex-Szenen, die ich je geschrieben habe) und Paralan's Kinder (weil jemand stirbt, den ich sehr gern hatte).

Wem hast du als erstes von deiner Autorentätigkeit erzählt?
Das weiß ich nicht mehr. Aber alle, die ich kenne, haben viel Verständnis, wenn ich mal wieder geistesabwesend bin. Es heißt dann: „Die ist in ihrer eigenen Welt, aber keine Sorge, man kennst sie da.“ :D

An was schreibst du aktuell?
Ich schreibe die nächste Märchennovelle, die auf einem sehr unbekannten Märchen basiert, in dem drei Schwestern Herzen aus Glas haben. Als zusätzliches Schmakerl verarbeite ich darin auch das Lied „Jet Black Heart“ von 5SOS, einer australischen Band.
Außerdem bin ich gerade dabei, den zweiten Band von Feuerküsse fertig zu planen, denn er soll als nächstes geschrieben werden.

Was ist dein Wunschtraum als Autorin?
Ich träume davon, dass ganz viele Menschen meine Bücher toll finden und mir das entweder über meine Webseite, über FB, oder bei einem eBook-Händler mitteilen (solche Mitteilungen (Rezi genannt) bei Händlern helfen mir übrigens sehr, meine Bücher zu verkaufen, denn es erleichtert LeserInnen die Entscheidung, ob das Buch etwas für sie sein könnte oder nicht).

Was möchtest du anderen Jungautoren mit auf den Weg geben?
Es ist ein langer Weg, gut zu schreiben, aber wenn man es will, ist es möglich. Die ersten paar Geschichten, die man schreibt sind i.D.R. Mist und sollten nicht veröffentlicht werden (Andreas Eschbach meinte einmal, jeder angehende Autor muss erst einmal 100 000 Worte Mist schreiben, bevor das gute Zeugs käme). Doch das Handwerkszeug kann man lernen, und wer am Ball bleibt, wird sicherlich etwas Lesenswertes schreiben. Es ist nur kein Weg, um über Nacht reich zu werden.

Welcher berühmten Person würdest du dein letztes Buch gerne schenken und warum?
Mein zweitletztes (Jagd auf den Grimm(sch)en Schnitter) würde ich gerne Sir Arthur Conan Doyle schenken, denn es ist zumindest zum Teil eine Hommage an Sherlock Holmes. Mein letztes Buch (Feuerküsse) wäre sicherlich am besten bei Edtih Nesbit aufgehoben, in meinen Augen die erste ernstzunehmende Kinderbuchautorin der Welt.

Was war dein allererster Berufswunsch als Kind?
Hebamme – Mein Bruder war schwanger und trug eine Puppe und ein Kopfkissen unter dem Pulli (als Mutterkuchen, den wir uns wie eine Schokoladentorte vorstellten, aber die unter den Pulli zu bekommen war etwas zu matschig), und ich war die Hebamme, die ihm bei der Entbindung half. Am Ende aßen wir dann gemeinsam mit dem Kind Kuchen. Man, was war er enttäuscht, als er erfuhr, dass Männer keine Kinder zur Welt bringen können. :D

Wie sollen die Leser deines Buches das Buch lesen? Welche Tageszeit, welche Getränke dazu, welche Stimmung, welcher Leseplatz? Wo würdest DU dein Buch gerne lesen?
Ganz gleich wie und wo, sie sollen so viel Spaß daran haben, dass sie das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen. Ich will es gar nicht mehr lesen, weil ich sonst keine zeit habe, weitere Geschichten zu Papier zu bringen.



2 Kommentare:

  1. Danke für as Interview. Es hat Spaß gemacht.

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  2. Huhu!

    Ich finde direkt sehr sympathisch, dass die Autorin so vielseitig interessiert ist! :-) Das schlägt sich sicher auch in den Büchern stark nieder.

    „Die ist in ihrer eigenen Welt, aber keine Sorge, man kennt sie da.“ – den Spruch muss ich mir merken, der ist gut! Das sollte ich mir auf ein T-Shirt drucken lassen.

    Wie süß, dass der Bruder gerne ein Kind zur Welt gebracht hätte! Vielleicht hat sich das später geändert, als er erfahren hat, wie schmerzhaft es ist?

    Dann werde ich mal zur Webseite der Autorin weiterhüpfen. :-)

    Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!

    LG,
    Mikka

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